„Ich fühle mich unglücklich in meiner Beziehung“, doch könnte ich als Single vielleicht glücklicher sein? Diese Frage stellen sich viele Menschen in einer Partnerschaft. Ein Psychologe beleuchtet dieses Denkmuster und bietet interessante Perspektiven.
Beziehungen erfordern viel Engagement und Pflege. Manchmal muss man nicht nur Kompromisse eingehen, sondern es kann auch vorkommen, dass der Partner einen so sehr nervt, dass man sich fragt, ob das Leben als Single nicht erfüllender wäre. Doch wie findet man heraus, welche Lebenssituation am besten zu einem passt?
Der amerikanische Psychologe Mark Travers hat sich in einem Artikel für das „Forbes“-Magazin mit dieser Frage beschäftigt. Er betont, dass jede Beziehung einzigartig ist und beschreibt drei zentrale Aspekte, die helfen können, die Frage zu klären: Möchte ich mich trennen und lieber allein sein?
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Travers stellt fest: „Eine erfüllte Beziehung macht Sie glücklicher als das Leben als Single, aber eine unglückliche Beziehung kann Sie unglücklicher machen als das Alleinsein.“ Mit anderen Worten: Beziehungen können glücklich machen, aber nur die positiven. Er verweist auf Studien, die zeigen, dass Menschen in einer Beziehung im Durchschnitt nur geringfügig glücklicher sind als Singles. Zudem sinkt das Glücksniveau nach einer gewissen Zeit in einer Beziehung auf das Niveau vor der Beziehung zurück. Oft sind es die glücklicheren Menschen, die eine Beziehung eingehen. Sein Fazit lautet: Sie sollten Ihre persönliche Situation bewerten – die Vorzüge Ihrer aktuellen Beziehung gegen die Vorteile des Single-Lebens abwägen und dabei sowohl kurzfristige als auch langfristige Perspektiven berücksichtigen.

Der Psychologe warnt eindringlich: Bedauern wird immer ein Teil Ihrer Entscheidungen sein. Wenn Sie sich entscheiden, in Ihrer aktuellen Beziehung zu bleiben, könnten Sie später bereuen, nicht andere Wege erkundet zu haben. Entscheiden Sie sich jedoch für eine Trennung, könnten Sie sich fragen, was hätte sein können und ob es nicht doch bessere Zeiten mit Ihrem Partner gegeben hätte. Es ist wichtig, sich zu fragen: Welches Bedauern wird auf Dauer schmerzhafter sein?
Ein weiterer Aspekt, den es zu bedenken gilt, ist, ob die Zweifel an der Beziehung möglicherweise daher rühren, dass man zu sehr in der Vergangenheit lebt. Sehnt man sich oft nostalgisch nach der unbeschwerten Zeit des Single-Daseins? Der Psychologe warnt davor, die Vergangenheit zu idealisieren, denn diese Zeit wird so nie wiederkehren.
Zusätzlich wird in der Forschung darauf hingewiesen, dass Singles in der modernen Gesellschaft oft mit Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind, ein Phänomen, das als „Singlismus“ bezeichnet wird. Diese Ideologie geht davon aus, dass Partnerschaften die wichtigste zwischenmenschliche Beziehung sind und dass Menschen in solchen Beziehungen glücklicher und erfüllter sind als Singles. Studien zeigen, dass Singles, insbesondere Frauen, oft besser abschneiden, als die Ideologie vermuten lässt, da sie positive und bedeutende zwischenmenschliche Beziehungen pflegen.
Obwohl Querschnittsstudien eine zuverlässige Verbindung zwischen dem Familienstand und dem subjektiven Wohlbefinden zeigen, fand eine aktuelle Längsschnittstudie keine Unterstützung für die Annahme, dass das Glück nach der Ehe steigt. Stattdessen berichteten die Teilnehmer von kurzfristigen Glückszuwächsen, gefolgt von einer Rückkehr zu den vorherigen Wohlfühllevels. Kritiker dieser Studie weisen jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse im Widerspruch zu anderen Analysen stehen und nicht die Vorkehrungen für das Zusammenleben vor der Ehe berücksichtigen.

Insgesamt ist es wichtig, die eigene Lebenssituation zu reflektieren und zu erkennen, dass sowohl das Leben als Single als auch in einer Beziehung Vor- und Nachteile hat. Letztlich hängt das persönliche Glück von vielen Faktoren ab, und es ist entscheidend, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen.